Vom Tropenriff zum Denkmal – 400 Jahre Schupbacher Marmor.
Dieses großformatige, liebevoll und aufwendig gestaltete Buch beschreibt die Entstehung und
Verwendung eines der schönsten und vielfältigsten Denkmalgesteine Deutschlands. Über 400 Jahre
war Schupbach eines der Zentren des sogenannten Lahnmarmors mit Exporten in fast alle Kontinente
der Erde.
Die Autoren, beide „Schupbacher“, haben jahrelang mit viel Engagement nicht nur
zusammen mit Thomas Kirnbauer mehr als 130 Steinbrüche entlang der Lahn kartiert (die meisten
davon sind nicht mehr zugänglich), Proben gesammelt und Musterplatten erstellt, sondern
auch unzählig viele Archivinformationen, historische Fotos, Pläne und Karten über die
Steinbrüche und die daraus hervorgegangenen Kunstwerke zusammengetragen und ausgewertet.
Im Laufe der Jahre ist so ein umfangreiches Kataster entstanden.
Nach einem einführenden Kapitel über die Geschichte des Ortes Schupbach
sowie die Angabe der Informationsquellen (wie Archive, Fotos, Drucksachen, Zeitzeugen,
Karten, Luftaufnahmen sowie geologische Fachliteratur und Forschungsberichte) folgt
ein erdgeschichtliches Kapitel über den 380 Millionen Jahre alten mitteldevonischen
Riffkalkstein, seine meist an Vulkaninseln gebundene Entstehung, seinen Fossilinhalt und
Diagenese. Dieser kommt in drei Hauptkalkzügen innerhalb der Lahnmulde vor und wird aus v.a.
aus Stromatoporen als Hauptriffbildner aufgebaut.
Im Folgenden wird die Chronik des Schupbacher Marmors abgehandelt, der schon im
Mittelalter gebrochen und v.a. als Altäre und Grabdenkmäler verwendet wurde, seine erste
Blütezeit aber erst im Barock erfuhr. Diese hat Wabel bereits in seinem Buch
"Form Farbe Glanz - Lahnmarmor im Barock" beschrieben. Im Buch „400 Jahre Schupbacher
Marmor“ werden die Anfänge des Abbaus, die Höhen und Tiefen der Marmorgewinnung während der
Kriege, die wechselnden Eigentümer bis zum Erliegen der Naturwerksteingewinnung aufgezeigt.
Dabei werden auch Steinbrecher, Steinmetze und Bildhauer und deren Werke benannt – ergänzt
durch einige Anekdoten aus deren Leben. Selbst Balthasar Neumann war persönlich in Schupbach,
um Material für seine Kunstwerke in Würzburg zu sichten.
So wurde Schupbach durch den Marmor in der Welt bekannt und konnte einen gewissen
Wohlstand erlangen. In Schupbach wurde deutlich mehr Marmor abgebaut als in Villmar,
dass durch das Nationale Geotop „Unica-Steinbruch“ mit der polierten Steinbruchwand und
das Lahnmarmor-Museum viel bekannter ist. Villmar hatte auch durch seine Lage direkt an der
Lahn deutliche Vorteile in der Verarbeitung durch Wasserkraft (und später Elektrizität) und
dem Abtransport. Weil aber der Schupbacher Marmor, besonders der schwarze, sich auch für
größere Werke eignete, war er fast 200 Jahre die dominierende Marmorsorte der Region.
Allerdings wurde er hauptsächlich für Innenräume verwendet, weil er im Freien durch Säure
an Glanz und Farbe verliert.
Der Gewinnung, dem Transport, Verarbeitung und Vermarktung des Schupbacher Marmors ist
ein eigenes Kapitel gewidmet, anschaulich dargestellt u.a. mit Hilfe von
schematischen Darstellungen wie z. B. der Funktionsweise eines Derickkrans. Historische
Fotos erlauben Einblicke über die Arbeitsweisen in den Steinbrüchen sowie den Abtransport
der gewonnenen Blöcke, die mit Hilfe von Rutschen und Baumstämmen aus den Brüchen und dann
mit Ochsen- und Pferdekarren, der Kerkerbachbahn und später auch mit Lastkraftwagen zu
den jeweiligen Bestimmungsorten gebracht wurden. So werden auch die technischen Leistungen
früherer Generationen gewürdigt.
Den größten Anteil des Buches nehmen die Beschreibungen aller Marmor-Steinbrüche im
Kerkerbachtal und der näheren Umgebung ein, wo sich auf 6 Quadratkilometern 30
Steinbrüche befanden. Ganzseitige Fotos von Musterplatten in Originalgröße zeigen die
vielfältigen Gesteinsausprägungen und Farbgebungen der unterschiedlichen Brüche. Diese sind
auf die Herkunft in unterschiedlichen Lagen im Riffbereich zurückzuführen. So entstand der
berühmte schwarze Marmor im Rückriffbereich, die Farbe ist auf organische Reste in
den Kalkablagerungen zurückzuführen. Weitere Farbvarianten der verschiedenen Brüche wurden mit
den Handelsnamen „Schupbach Schwarz", „Schupbach Weiß", „Famosa (grau)“, „Rote Kaut", „Goldader“,
„Wiedischrosa“ und „Korallenfels“ vermarktet. Viele Fotos von Kunstobjekten und Gebäudeteilen
aus Lahnmarmor (z.B. im Dom zu Mainz, Trier, Berlin, Fulda und Würzburg, im
Residenzschloss Weilburg und Museum Wiesbaden) vervollständigen das Bild. Die meisten Fotos
stammen von Becker und Wabel selbst, die jede Gelegenheit genutzt haben zu Orten zu fahren,
an denen Lahnmarmor verbaut wurde.
Das Buch enthält eine umfassende Darstellung der Geschichte des berühmten Denkmalgesteins
aus der Lahnregion, seiner Entstehung, Entdeckung, Gewinnung und Verwendung für
bedeutende Kunstwerke und Denkmäler - ein Muss für alle Freunde des Lahnmarmors und solche,
die es werden wollen!
Besonders lobenswert ist auch das Engagement des Bauunternehmers Ragnar Feickert aus
Gaudernbach, der mehrere Steinbrüche im Kerkerbachtal gekauft hat, darunter Goldader,
Korallenfels, Famosa „S“ sowie Schupbach Schwarz. Zusammen mit Axel Becker hat er mit
viel Leidenschaft und Schweiß auch alte Geräte wiederaufgebaut, um sie zu erhalten und
der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Besichtigung der Steinbrüche ist allerdings nur
im Rahmen von Führungen möglich, die über das Lahn-Marmor-Museum in Villmar
(https://www.lahn-marmor-museum.de) bekanntgegeben werden.
Am Donnerstag, den 16.06.2022 (11 - 17 Uhr) ist Tag der offenen Tür, zu dem Alle
herzlich eingeladen sind.
Axel Becker und Ragnar Feickert bei der Einweihung eines GeoPunktes im Nationalen Geopark
Westerwald-Lahn-Taunus im Kerkerbachtal. © Anne Kött.
Website des Geoparks: https://geopark-wlt.de.
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Kran und Abbauwand im Steinbruch „Famosa“. © Anne Kött.
Abbauwand im Steinbruch „Korallenfels“. © Anne Kött.
Das hier vorgestellte Buch ist ausschließlich erhältlich über die Weilburger
Residenzbuchhandlung. Preis: 25 Euro zzgl. Versandkosten.
Bestellung nur telefonisch oder per E-Mail, nicht über den Online-Handel
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