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Objekt des Monats
Juni 2025

Stiftskirche des Benediktinerklosters Admont (Obersteiermark, Österreich)

von Andreas Peterek (Parkstein)


Das römisch-katholische Benediktinerkloster Admont wurde 1074 durch Erzbischof Gebhard von Salzburg gegründet. Es ist das älteste bestehende Kloster in der Steiermark. Die heutige Stiftskirche hatte zahlreiche Vorgängerbauten, die jedoch bei mehreren verheerenden Bränden immer wieder zerstört wurden. Die heutige Stiftskirche entstand nach einem großen Stadtbrand 1865 in den Jahren 1866 bis 1869. Architekt war Wilhelm Bücher, der die Kirche unter Einbeziehung erhalten gebliebener romanischer und gotischer Bauteile als neugotisches Gotteshaus wiedererstehen ließ. Die Admonter Stiftskirche ist damit eines der frühesten Kirchenbauwerke dieser Stilrichtung in Österreich.

Die heutige Stiftskirche ist mit zahlreichen, hochwertigen Naturwerksteinen ausgestattet, deren Herkunft dem Autor im Wesentlichen nicht bekannt ist. Auffälligstes Gestein ist der dekorative Pinolithmagnesit ("Pinolenstein", "Eisblumenmagnesit"). Es fand bei einem Besuch des Autors 2023 in Admont dessen besondere Aufmerksamkeit und wird hier hervorgehoben vorgestellt.



Abb. 1: Die Stiftskirche Admont.
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Der Pinolithmagnesit ("Eisblumenmagnesit")

Pinolit ist eine ältere Bezeichnung für das Mineral Magnesit (MgCO3). Magnesit-Kristalle bilden bevorzugt rhomboedrische, prismatische Formen. Entwickelt Magnesit Makrokristalle wird er oft auch als Kristallmagnesit, Spatmagnesit oder Pinolit(h)magnesit bezeichnet. "Pinolit" leitet sich von Pinoli, der italinische Name für Pinienkerne, ab. Eingeführt wurde die Bezeichnung von RUMPF (1867).



Abb. 2: In ihrer Form an Pinienkerne (ital. Pinoli) erinnernde Magnesitkristalle. Auch der Vergleich mit Schupfnudeln ist möglich. Die leicht elongierten groben Kristalle sind eingebettet in eine dunkle graphitische Matrix.
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Mitunter haben die Kristalle eine blütenartige Anordnung, wovon sich die Bezeichnung Eisblumenmagnesit ableitet (vgl. Titelbild).

Magnesit bildet sich meist hydrothermal, metasomatisch oder metamorph, gelegentlich auch magmatisch. Pinolitmagnesite bilden sich vorwiegend in magnesiumreichen Gesteinen, u.a. in Talk- und Chloritschiefern sowie in Dolomitgesteinen.

Herkunft der Pinolithmagnesite in der Stiftskirche Admont

Die als Dekorsteine in der Stiftskirche von Admont verbauten Pinolithmagnesite stammen aus Trieben in der Steiermark aus der Magnesit- Lagerstätte Sunk/Hohentauern. Eine Beschreibung der Lagerstätte und ihres Abbaus findet sich besonders bei EBERT & PROHASKA (2001), KRISCH (2001) und LEITNER (2001).

Das als Magnesit-Lagerstätte vor allem zwischen 1907 und 1991 abgebaute Vorkommen liegt in klastisch beeinflussten marinen Karbonatgesteinen innerhalb der ostalpinen Veitscher Decke der Grauwackenzone (Steilbachgraben Formation, Visé). Grünschieferfaziell metamorph geprägt wurden die Gesteine während der alpidischen Orogenese in der Kreidezeit.

Zur Genese der Lagerstätte gibt es bislang keine einheitliche Deutung (EBERT & PROHASKA 2001). Diskutiert werden syngenetische oder hydrothermal-epigenetische Modelle. Epigenetische Modelle gehen von einer postsedimentären Bildung des Magnesits durch hydrothermale Lösungen aus. Syngenetische Modelle bevorzugen die Bildung der Magnesite bereits synsedimentär. In den letzten Jahren wird vorwiegend eine hydrothermal-metasomatische Entstehung der Spatmagnesite diskutiert. Eine ausführliche Diskussion hierzu findet sich bei EBERT & PROHASKA (2001).

Kulturgeschichte der Pinolithmagnesit-Lagerstätte Sunk

Eine ausführliche Darstellung des Abbaus der Pinolith-Magnesite im Sunk/Hohentauern findet sich bei KRISCH (2001). Verwendung als Dekorstein fanden die Pinolithe bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 1641 wird das Gestein als „Märbelstein“ in einem Vertrag mit dem Steinmetz und Bildhauer Johann Jacob Pock erwähnt (bei KRISCH 2001 allerdings als M.J. Pock genannt). In diesem Dokument geht es um einen „schwartz und weiß gesprängtem Steijrisch- oder Klagenfurthischen Märbelstein“ für den Hochaltar des Stephansdoms in Wien, der von ihm und seinem Bruder Tobias geschaffen wurde. Genutzt wurde der Pinolith dort für zwei massive seitliche Pfeiler. Verwendung fand der Stein auch in der näheren Umgebung seines Vorkommens, so in der Stadtpfarrkirche St. Nikolai in Rottenmann, für das Taufbecken in der Kirche von St. Lorenzen im Paltental sowie in der Bergkirche von Hohentauern (KRISCH 2001). Auch der große Sarkophag und die Säulen des Grabmals des Grafen Johann Baptist Verda von Verdenberg in der Wiener Michaelerkirche sind aus dem Pinolith gearbeitet (LEITNER 2001).

Grundeigentümer der Pinolithvorkommen war über Jahrhunderte hinweg das Stift Admont.

Schon vor seiner Verwendung in der 1866-1869 neuerrichteten Stiftskirche gibt es in historischen Quellen Hinweise auf den „Pineolenstein, aus welchem die Thür- und Fensterstöcke des Stiftes Admont verfertigt sind“ (GÖTH 1843). Die Größenordnung soll mehr als 1.100 Fenstergewände und Türstöcke des Stiftes umfasst haben (KRISCH 2001).

Die eigentliche Geschichte des Magnesitabbaus im Sunk beginnt erst mit der zunehmenden Industrialsierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Abbau galt dem Magnesit als feuerfestes Material zur Verwendung in der Stahlproduktion. Aufgrund seiner Temperaturbeständigkeit (bis 2.800 °C) diente der Magnesit zur Ausmauerung von Stahlkonvertern. Der Schwerpunkt des industriellen Abbaus lag zwischen 1907 und 1991. Heute ist der Abbau stillgelegt.

Auch zur Herstellung von Kleinziergegenständen diente der Pinolithmagnesit, darunter Aschenbecher, Standuhren oder Vasen, aber auch als Bestandteil sakraler Gegenstände (LEITNER 2001). In der Bildhauerei fand das Gestein ebenfalls Verwendung (Beispiele siehe nebenstehende Liste).

Beliebt sind die Pinolithe bis heute auch als Heil- und Schmucksteine.



Abb. 3: Pinolithmagnesit.
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Abb. 4: Pinolithmagnesit.
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Abb. 5: Stufe aus Pinolithmagnesit. Oberhalb: nicht näher bestimmter Marmor.
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Abb. 6: Pinolithmagnesit als Sockelgestein.
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Abb. 7: Ausschnitt aus Abb. 6.
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Abb. 8: Pinolithmagnesit
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Abb. 9: Nicht bestimmter Naturwerkstein als Abdeckung auf einer Balustrade zu einer Seitenkapelle.
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Abb. 10: Grabplatte aus Adneter Kalkstein (innen), Pinolithmagnesit (Umrandung) und Marmor (Bodenplatten). Zum Vergrößern ins Bild klicken.




Abb. 11: Kirchenraum der Admonter Stiftskirche St. Blasius.
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Alle Fotos (soweit nicht anders angegeben): © Andreas Peterek (Parkstein)

Letzte Änderung: 08. Juni 2025





Oben: Admont und Klosterstiftskirche (Foto: pixabay.com). Unten: Türme und Portal der Stiftskirche des Klosters Admont


Objekt:
Stiftskirche Admont (Steiermark, Österreich)

Lage:
Kirchplatz 1, 8911 Admont, Österreich

GPS:
47.575278, 14.461174

Entstehungszeit:
1866 − 1869 (Wiederaufbau nach Brand 1865)


Gesteine:
Pinolit(h)magnesit
Synonyme:
Eisblumenmagnesit
Spatmagnesit
Pin(e)olenstein
Kristallmagnesit Märbelstein

außerdem
Adneter Kalkstein
diverse Granite (rot, grau)
Marmor
diverse Kalksteine
und andere

Objekte aus Pinolithmagnesit:
(Auswahl aus LEITNER (2001)
• Seitenpfeiler des Hochaltares im Wiener Stephansdom
• Taufbecken in der Pfarrkirche St. Lorenzen im Paltental
• Sarkophag und Säulen des Grabmals des Grafen Verdenberg in der Wiener Michaelerkirche
• Gebäude des Kraftwerkes Helleralm
• Bürgermeisterdenkmal und Kriegerdenkmal St. Lorenzen im Paltental
• Fallschirmspringerdenkmal in Trieben

• Kunstobjekt "Urzelle" von Prof. Friedrich Hartlauer für die Weltausstellung in Montreal 1967

Literatur:

EBNER, F. & PROCHASKA, W. (2001): Die Magnesitlagerstätte Sunk/Hohentauern und ihr geologischer Rahmen. – Joannea Geol. Paläont. 3: 63-103; Graz.
Download unter https://www.zobodat.at/pdf/JoanGeo_003_0063-0103.pdf

GÖTH, G. (1843): Das Herzogthum Steiermark, geographisch-statistisch-topographisch dargestellt und mit geschichtlichen Erläuterungen versehen. – Bd. 3, 600 S.; Graz (Heubner).

KRISCH, K.-H. (2001): Die Geschichte vom Bruch im Sunk. - Joannea Geol. Paläont. 3: 5-43; Graz.
Download unter https://www.zobodat.at/pdf/JoanGeo_003_0005-0043.pdf

LEITNER, A. (2001): Zur Volkskunde des Magnesitbergbaues in Hohentauern/Sunk. – Joannea Geol. Paläont. 3: 45-62; Graz.
Download unter https://www.zobodat.at/pdf/JoanGeo_003_0045-0062.pdf

MÖHLER, D. (1981): Die Magnesitlagerstätte Sunk bie Hohentauern und ihre Mineralien. – Die Eisblüte, Sonderband 2/81, 61 S.; Graz.
Download unter https://www.zobodat.at/pdf/Eisenbluete_SB_2_1981_0001-0048.pdf

RUMPF, J. (1867): Über steirische Magnesite. – Mitt. naturwiss. Ver. Steiermark, 13: 91-96; Graz.


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