Objekt des Monats
Der Marienthaler Viadukt westlich der Altstadt an der Werdauer Straße zählt zu den frühen ingenieurtechnischen Bauten des sächsischen Eisenbahnwesens. Er überquert am Rande des heutigen Stadtteilgebiets Marienthal-Ost mit acht Bögen eine regional bedeutsame Hauptstraße und den seitlich fließenden Marienthaler Bach. Die Straße führt vom Zwickauer Stadtzentrum durch ein gründerzeitliches Arbeiterwohngebiet zur ehemaligen Infanteriekaserne und weiter über den Windberg nach Werdau. Als interessanter verkehrstechnischer Begleitumstand ist zu bemerken, dass die 1897 nach Marienthal eröffnete und zunächst eingleisig gebaute Straßenbahnlinie eine ausschwingende Gleisführung an einem Pfeiler des Viadukts erhielt, wo seit 1933 die nun zweigleisige Strecke beiderseits des Pfeilers verlaufen musste (SCHMIDT & HAUPT, 1992: 60-61).
Der zweigleisige Eisenbahnstreckenverlauf auf dem Viadukt kommt aus dem Bereich des Zwickauer Hauptbahnhofs (historische Streckenführung von Werdau als Abzweig von der Strecke Leipzig-Hof, Zweiglinie 1845 eröffnet) und verlässt über diesen Viadukt verlaufend in nördliche Richtung das Zwickauer Stadtgebiet. Diese Eisenbahnstrecke bildet heute einen Teilabschnitt der Eisenbahnverbindung über Glauchau, Chemnitz und Freiberg nach Dresden.
Das Brückenbauwerk wurde unter der Leitung des Oberingenieurs Hermann Kell errichtet, der sein ingenieurtechnisches Können als Bauleiter bei der Errichtung der Elstertalbrücke (1846 - 1851, Sächsische-Bayerische Eisenbahn) zwischen Plauen und Jocketa unter Beweis gestellt hatte (SCHMIDT & HAUPT, 1992: 60-61).
Bei der Materialauswahl griff die Bauleitung der kgl.-sächsischen Eisenbahndirektion auf bekannte und bereits bei anderen Bauten bewährte Gesteine zurück. Für die Bogenausmauerung kamen Quader eines Buntsandsteins zur Verwendung, der vermutlich aus ostthüringischen Vorkommen stammt. Die Eckverbundquader zur Stabilisierung des Bauwerks an den beiden Brückenköpfen sind aus dem durch seine roten Farbtöne leicht erkennbaren Rochlitzer Porphyrtuff gefertigt.
Die Pfeilerflächen sowie die Stützmauern an den Erddämmen bestehen aus einem unregelmäßigen Mauerwerk. Dazu nutzte die Bauleitung einen meergrünen Diabastuff, der westlich von Zwickau als bewährtes Baumaterial häufige Verwendung gefunden hat und aus dem Steinbruchareal von Lichtentanne/Stenn kam.
Die Sockelzonen der frei stehenden Bögen sind mit Ziegelmauerwerk verblendet. Die Ziegelherstellung in Zwickau hat eine über mehrere Jahrhunderte gewachsene Tradition und entwickelte sich schließlich zum industriellen Schwerpunkt für technische und Baukeramik in Westsachsen. Daher ist die Herkunft der Ziegel aus einer hiesigen Hütte als wahrscheinlich anzunehmen.
Der Marienthaler Viadukt wird bis in die Gegenwart als Teil der Hauptstrecke Dresden-Plauen-Nürnberg genutzt und ist in seiner Außengestalt gut erhalten. Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz.
Meergrüner DIABAS Dieses Gestein wurde im Stadtgebiet Zwickaus und in einigen westlich der Stadt liegenden Orten für private und öffentliche Bauten verwendet.
Gesteinsart: | Diabastuff | |
Alter: | Oberdevon | |
Vorkommen: | Im Tal der Pleiße unmittelbar an der historischen Gemeindegrenze zwischen Lichtentanne und Stenn. | |
Abbau: | Der Abbau ist eingestellt. Ursprünglich bestanden ungefähr vier Steinbrüche, die durch den fortschreitenden Abbau „zusammenwuchsen“ und sich darauf in zwei Arealen konzentrierten. | |
Beschreibung: | Das feinkörnige Gestein besitzt einen mittelgrünen Grundton, mitunter auch eine blaugrünliche Farbnuance. Eisenminerale durchziehen als Adern die Ansichtsflächen oder bilden auf den Bausteinoberflächen gelbliche bis dunkelbeige Krusten. | |
Verwendung: | Für Sockelverkleidungen, meist polygonal gestaltete Mauerwerksflächen, vereinzelt als Formteile an Fassaden. Die Verbreitung als Baugestein ist nur regional bei Zwickau westlich der Zwickauer Mulde nachgewiesen. |
ROCHLITZER PORPHYRTUFF ("Rochlitzer Porphyr") Dieses Gestein ist in Sachsen für bauliche und bildhauerische Zwecke seit mindestens 900 Jahren in Verwendung.
Gesteinsart: | Ignimbrit (PÄLCHEN & WALTER, 2008: 238) (auch Rhyolithtuff, Porphyrtuff). Die petrographische Einordnung ist durch die ungünstige Aufschlusssituation interpretationsfähig. | |
Alter: | Perm, Oschatz-Formation (PÄLCHEN & WALTER, 2008: 238). | |
Vorkommen: | Das Gestein steht am Rochlitzer Berg (349 m) an. | |
Abbau: | Der Abbau ist anhaltend aktiv. Es sind am Rochlitzer Berg, ein Nationaler Geotop, mehrere historische Steinbrüche auf dem Porphyrlehrpfad begehbar. | |
Beschreibung: | Der Rochlitzer Porphyrtuff ist ein hellrotes bis violettrotes pyroklastisches Gestein, das von Adern durchzogen ist, die sich in den Sichtflächen ziegelrot oder elfenbeinfarbig vom Grundton lebhaft abheben. Die zahlreichen Hohlräume sind klein aber mit dem Auge erkennbar, ebenso die kleinkörnigen Kristalle des Quarzes und des meist stark kaolinisierten Feldspats. Vereinzelt finden sich Aggregate umgewandelter Lapilli. Die Gesteinsfarbe beruht auf feinverteiltem Hämatit (HERRMANN, 1899: 337-338; SIEDEL, 2006: 49-49). | |
Verwendung: | Für Massivarbeiten am Bauwerk, Plastiken seit der Romanik, Denkmale, Grabmale, Platten für Wandverkleidungen (JENTSCH, 2005: 7). Das Gestein ist regional, deutschlandweit und international verbreitet. |
SANDSTEIN (unbekannter Herkunft)
Gesteinsart: | Sandstein | |
Alter: | möglicherweise Trias, Unterer Buntsandstein | |
Vorkommen: | unbekannt | |
Abbau: | unbekannt | |
Beschreibung: | Ein überwiegend weißer und beiger, stellenweise geschwärzter Sandstein mit ausgeprägter Schichtung. Eine Schrägschichtung ist an manchen Quadern der Brückenbögen erkennbar. Mögliche Ursachen der Färbung sollen hier nicht angesprochen werden. | |
Verwendung: | Marienthaler Viadukt |
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Alle Bilder © Ferdinand Heinz (Dresden)
Marienthaler Viadukt
Lage:
Werdauer Straße / Einmündung Robert-Blum-Straße und Jogichesstraße
08056 Zwickau
Sachsen
GPS:
50.7201, 12.48008
Entstehungszeit:
1857-1858
Gesteine und Herkunft:
Buntsandstein beige (Abbauort unbekannt)
Diabastuff meergrün (Lichtentanne/Stenn)
Rochlitzer Porphyrtuff (Rochlitzer Berg)
Literatur:
DEHIO, G. et al. (1998): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. München, Berlin (Deutscher Kunstverlag).
HEINZ, F. & SIEDEL, H. (2018): Zur Verwendung von Naturstein an Gebäuden in Zwickau. In: Veröffentlichungen des Museums für Naturkunde Chemnitz, 41: 55-86.
HERRMANN, O. (1899): Steinbruchindustrie und Steinbruchgeologie. Berlin (Verlag Gebrüder Borntraeger).
JENTSCH, F. (2008): Sächsische Gesteine in der Architektur. In: Veröffentlichungen des Museums für Naturkunde Chemnitz, 28: 5-20.
PÄLCHEN, W. & WALTER, H. (2008): Geologie von Sachsen. Geologischer Bau und Entwicklungsgeschichte. Stuttgart (Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung).
SCHMIDT, U. & HAUPT, S. (1992): Zwickau, so wie es war. Düsseldorf (Droste Verlag).
SIEDEL, H. (2006): Sächsische „Porphyrtuffe“ aus dem Rotliegend als Baugesteine: Vorkommen und Abbau, Anwendung, Eigenschaften und Verwitterung. In: Denkmalgestein Tuff, IFS-Bericht Nr. 22: 47-57.
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