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Objekt des Monats
Dezember 2019

Basilika Gößweinstein und Kloster Banz

von Andreas Peterek (Parkstein)


In der Fränkischen Schweiz und in ihrem Umfeld gibt es einige bekannte Bauwerke, deren Gemeinsamkeit nicht nur die berühmten Baumeister aind, sondern auch der verwendete Naturwerkstein aus der Zeit des mittleren Juras: der Dogger beta-Sandstein (Eisensandstein) ist. Herausgegriffen sind hier die Wallfahrtskirche in Gößweinstein sowie das Kloster Banz bei Lichtenfels.

Die Basilika Gößweinstein

Die Basilika von Gößweinstein ist eine der bedeutendsten Wallfahrtskirchen Frankens und Baudenkmal von besonderer internationaler Bedeutung (Fürst & Bauer 1995). Architekt und Baumeister war Balthasar Neumann, Bauherr der Bamberger Fürstbischo Friedrich Carl von Schönborn. Die Baugeschichte und Herkunft der Gesteine ist über Baurechnungen seit 1726 gut dokumentiert (Kettner 1993, Schirmer 2014).

Die Doppelturmfassade besitzt drei Stockwerke und drei Fensterachsen. Neben den beiden Haupttürmen gibt es einen dritten als Dachreiter. Der Kirchengrundriss schließt mit einer Kleeblattform ab, gebildet aus der Chorapside und den verkürzten Seitenarmen des Querschiffes. Es ist die erste Dreikonchen-Anlage Neumanns, die er an anderen Kirchenbauten verschieden variiert.

Die Fassade wie der gesamte Kirchenbau besticht durch sein farbliche Einheit mit der "ockergelben Leuchtkraft" des Dogger beta-Sandsteins (Fürst & Bauer 1995). Die Sandsteine zeigen stellenweise jedoch deutliche Verwitterungsspuren.

An der Fassade sind links und rechts der Portals zwei überlebensgroße Standfiguren zu sehen, die das Kaiserpaar Heinrich II und Kunigunde zeigen. Diese sind wie auch der Türstock, die Säulen des Haupteingangs, Schlusssteine und Kapitelle über den Säulen, Türen und Fenstern mit Bleiweiß übermalt. An Schadstellen (insbesondere am Saum der Kaiserin Kunigunde) ist zu erkennen, dass die genannten Objekte alle aus Eisensandstein geschaffen wurden.

Kloster Banz

Das Kloster Banz ist eine ehemalige Benediktinerabtei nördlich von Bamberg. 1814 wurde es durch Herzog Wilhelm von Bayern als Sommerresidenz erworben. Seither wird es im Volksmund auch als Schloss Banz genannt. Seit 1978 ist das einstige Kloster im Besitz der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung und dient dieser als Tagungsstätte. Das Kloster gehört zu den "größten und künstlerisch bedeutsamsten Vorhaben süddeutscher Architekturgeschichte" (Lippert 1968).

Die Klosteranlage liegt auf einem markanten vorspringenden Plateau oberhalb des Maintals. Nach Nordwesten schließt sich ein zweites Plateau an, das von einer mächtige Ringwallanlage umgeben wird. Auf der Südwest- und Westseite des Plateaus gruppieren sich zahlreiche historische Steinbrüche im Dogger beta-Sandstein, die die Naturwerksteine für den Bau von Kirche und Kloster geliefert haben. Die ehemaligen Steinbrüche sind im Reliefbild gut zu erkennen. Siehe im Bayernatlas hier (externer Link!).

Die Bautätigkeit an der Klosteranlage begann Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Kern der Anlage wurde von Johann Leonhard Dientzenhofer erbaut. Erweiterungen und Umgestaltungen stammen von Balthasar Neumann und Johann Michael Küchel.

Die Klosterkirche wurde von Johann Dientzenhofer entworfen und von 1710-1713 erbaut. Sie ist St. Petrus und St. Dionysius geweiht. Ihre Frontseite besticht durch die vollendete Flächenaufteilung und plastische Raumgestaltung im Sinne barocker Architektur (Fürst & Bauer 1995).

Im Kloster Banz befindet sich ein sehenswertes Museum mit berühmten Saurierfunden aus dem Schwarzen Jura. Diese "Petrefaktensammlung" wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Carl Theodori und Pfarrer Augustin Geyer aus Funden am Maintalrand zusammengetragen. Sie ist europaweit eine der größten Sammlungen von Fossilien aus dem Schwarzen Jura.

Der Eisensandstein (Dogger beta-Sandstein)

Der Eisensandstein ist ein gelbbrauner, sehr feinsandiger und feinporiger Eisensandstein (Grimm 2018). Er hat sein Hauptverbreitungsgebiet in der Umrahmung der Nördlichen Frankenalb. Der stratigraphisch in den Mitteljura (Aalenium) gehörende Sandstein bildet zusammen mit den Kalksteinen des Weißen Jura (Malm) die Jura-Schichtstufe. Seine Feinkörnigkeit und Homogenität verdankt der Eisensandstein einer intensiven Sortierungsprozesses infolge eines küstenparallelen Transportes (longshore drift) entlang des Westrandes der Böhmischen Masse.

Der Eisensandstein ist heute nicht mehr im Abbau. Seine Bedeutung ist ausschließlich lokal. Jedoch sind aus dem Sandstein aufgrund seiner warmen Gelbbraun-Färbung und guten Verarbeitbarkeit viele regionale Gebäude und bedeutende Sakralbauten erbaut worden. Neben den hier dargestellten Objekten ist noch die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen bei Lichtenfels zu nennen.

Als Naturwerkstein innerhalb der Eisensandstein-Formation abbauwürdig waren nur zwei Sandsteinlager, der Hauptwerkstein und der Felssandsteinhorizont (Grimm 2018). Die Verwitterungsbeständigkeit des Sandsteins ist aufgrund der tonig-limonitischen Bindung mäßig bis schlecht. Karbonatische Kornbindung ist sehr selten.

Der Eisensandstein wird bei Grimm (2018) als Banzer Doggersandstein (Gestein Nr. 143) gelistet und beschrieben. Es werden die folgenden Gesteinseigenschaften angegeben (auszugsweise):

Megaskopischer Überblick:
Ockergelbbrauner, feinsandiger Sandstein mit deutlicher Schichtung und hohem Hellglimmergehalt; unregelmäßig im Gestein verteilte Spuren limonitischer Ausfällung.
Struktur: feinsandig; gut bis sehr gut sortiert; feinporig homogen.
Textur: Schräg- und Horizontalschichtung.

Mikroskopischer Befund:
Komponenten: Quarz 87%, Muskovit 8%, Gesteinsbruchstücke 2%.
Bindemittel: überwiegend tonig-limonitisch
Sichtbarer Porenraum: häufigste Porengröße 0,1 mm. Porenraum partienweise mit Limonit ausgefüllt
Struktur: Korngröße 0,05 - 0,15 mm
Klassifikation: Quarzsandstein






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Bild 1: Die Basilika von Gößweinstein (Nordwestseite mit Doppelturmfassade).


Alle Bilder © Andreas Peterek (Parkstein)

Objekt 1:
Wallfahrtskirche Gößweinstein

Lage:
Balthasar-Neumann-Straße, 91327 Gößweinstein
GPS: 49.77004, 11.33695

Entstehungszeit:
(1726) 1730-1739
Grundsteinlegung. 3. Juni 1730
Architekt: Balthasar Neumann

Baustil:
Barock

Gestein/e (nach Schirmer 2014):
Dogger beta-Sandstein (Eisensandstein) Fassade
"Brunnenwald-Sandsteine" (Oberkreide)Fundamente (außen nicht sichtbar, innen verputzt)
Frankendolomit - Balustrade vor der Kirche, Bodenplatten vor der Kirche, Fundament, Stufen, Altartrittsteine
"Neidecker Marmor" - Taufstein, Weihwasserbecken, Weihwasserschalen an allen Eingängen, Waschtisch (Lavabo) in der Sakristei
Thüringer Dachschiefer

Gesteinsart: Sedimentgesteine

Alter / Lithologie:
Dogger beta-Sandstein: Dogger beta, Aalenium, Eisenstandstein-Formation (ca. 177 Mio. Jahre)
"Brunnenwald-Sandstein": Oberkreide (heute: Veldensteiner Forst)
Frankendolomit: Oberjura (Malm)
"Neidecker Marmor": Oberjura (Malm)
Dachschiefer: Oberdevon/Unterkarbon

Herkunft (nach Schirmer 2014):
Eisensandstein: Adlitz (Ahorntal), Poppendorf (Trubachtal) und Pullendorf (östlich Hohenmirsberg)
Oberkreide-Sandstein: Bronn, Veldensteiner Forst
Frankendolomit: Tüchersfeld, Waischenfeld, v.a. Oberailsfeld
"Neidecker Marmor": Nähe Burg Neideck bei Streitberg (Abbau nur von 1737 bis 1751).
Dachschiefer: Lehesten (Thüringen)

Abbau: keine Abbaue mehr aktiv
Objekt 2:
Kloster Banz

Lage:
Kloster Banz, 96231 Bad Staffelstein
GPS: 50.13287, 11.00062

Entstehungszeit:
Beginn der Bauarbeiten: 1698
Weihe der Kirche: 1719
Kern der Anlage Johann Leonhard Dientzenhofer
Erweiterungen und Umgestaltungen Balthasar Neumann und Johann Michael Küchel.

Baustil:
Barock

Gestein:
Dogger beta-Sandstein (Eisensandstein) Fassade

Gesteinsart: Klastisches Sedimentgestein, Quarzsandstein

Alter / Lithologie:
Dogger beta-Sandstein: Dogger beta, Aalenium, Eisenstandstein-Formation (ca. 177 Mio. Jahre)

Herkunft:
Historische Steinbrüche nordwestlich des Klosters am Fuß der Ringwallanlage

Abbau: keine Abbaue mehr aktiv

Literatur:

FÜRST, M. & BAUER, E. (1995): Natur und Kultur. Kunstwerke aus Stein in der Region Bamberg. 128 S., Bamberg (Verlag Fränkischer Tag).

GRIMM, W.-D. (2018): Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland. - Teil I (Textband) und Teil II (Bildband), 2. erweiterte Auflage.

KETTNER, J. (1993): Balthasar Neumann in Gößweinstein. Das Baugeschehen nach den Schriftquellen. – Bonner Studien zur Kunstgeschichte, 5: 323 S., 49 Abb., Münster (LIT).

LIPPERT, K.-L. (1968): Landkreis Stffelstein. - Bayerische Kunstdenkmale XXVII, 339. S.; München.

SCHIRMER, W. (2014): Steinreiche Basilika Gößweinstein. - In: Fränkische Schweiz. Zeitschrift für Mitglieder und Freunde des Fränkische-Schweiz-Verein e.V., 2014/4: 10-15; Wiesental.


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