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Objekt des Monats
August 2019

Das Prinz-Albert-Denkmal in Coburg

von Andreas Peterek (Parkstein)


Am 26. August 2019 begeht die Stadt Coburg den 150. Geburtstag von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der seit 1840 mit seiner Cousine, der britischen Königin Viktoria verheiratet war. 1851 initiierte und organisierte der Prinzgemahl die erste Weltausstellung in London. Hierfür ließ er eigens den "Kristallpalast" (Crystal Palace), ein Ausstellungsgebäude aus Glas und Metall, errichten. Prinz Albert starb 42-jährig im Jahr 1861. Die Coburger Bürger gründeten ein "Comité", um mit einem Denkmal in Coburg an den Verstorbenen zu erinnern.

Die britische Königin war von dem Vorhaben so angetan, dass sie die Statue stiftete und den britischen Bildhauer William Theed den Jüngeren (1804 - 1891) mit der Ausführung beauftragte. Den Coburgern blieb die Anschaffung des Sockels. Das Denkmal wurde am 26. August 1865 im Beisein der britischen Königin Viktoria und vielen Tausend Menschen auf dem Coburger Marktplatz eingeweiht. Die Statue zeigt Prinz Albert im Ornat eines Ritters des Hosenbandordens. In seinen Händen hält er den Bauplan des Londoner Kristallpalastes und einen Marschallstab. Der Sockel ist aus dunklem Syenit (Redwitzit) aus dem Fichtelgebirge gearbeitet.

In der Zusammenschau der Geschichte des Natursteinbetriebes ihres Urgroßvaters Erhard Ackermann (1813 - 1880) beschreibt die Autorin Ute Deyle auch die Geschichte des Coburger Denkmalsockels*. Diese ist durch Verträge, Rechnungen und Quittungen in den Archiven der Stadt Coburg gut dokumentiert.

Danach schreibt Erhard Ackermann am 14. Oktober 1862 an den Coburger Bürgermeister Leopold Oberländer, dass er wegen der in Verzug geratenen Anfertigung des Sockels für das Schiller-Denkmal in Mannheim erst sehr verspätet das angeforderte Steinmuster übersenden könne. Er empfiehlt für den Sockel in Coburg dunklen Syenit, "mit dem er die besten Erfahrungen gemacht hätte".

Am 19. November bzw. am 10. Dezember 1862 unterzeichnen die Vertragspartner die Verträge über die Lieferung des Denkmalsockels in Coburg bzw. Weißenstadt. Daraus hier einige Auszüge:

"Kund und zu wissen sei hiermit, daß heute zwischen dem Comite zur Errichtung des Denkmals für den Prinzen Albert in der Stadt Coburg einerseits und dem Maurermeister und Steinmetz Erhard Ackermann aus Weißenstadt andererseits der nachstehende Vertrag wohlbedächtig und rechtsverbindlich abgeschlossen worden ist:

1.
Herr Ackermann übernimmt die Herstellung und Lieferung des Piedestals für das in Coburg für den Prinzen Albert zu errichtende Denkmal, einschließlich der Stufen.

2.
Die Herstellung des Piedestals erfolgt in Gemäßheit der diesem Vertrag beigegebenen Zeichnung und nach der in dieser Zeichnung angegebenen Zusammensetzung der Steine. Das Piedestal besteht

I. aus der untersten Stufe zu sechs Theilen,
II. aus der zweiten Stufe zu vier Theilen,
III. aus dem unteren Sockel,
IV. aus dem zweiten Sockel,
V. aus dem Mittelstück,
VI. aus dem Bekrönungsgesims.

3.
Das Piedestal ist aus ganz reinen, ... fein und eben gearbeiteten und polierten Syenitsteinen von schwarzer Farbe herzustellen. Das Muster des zu verwendenden Steinmaterials ist heute von dem Herrn Ackermann dem Comité vorgezeigt und von dem Comité in Verwahrung genommen worden.

Srücke, in welchen ausgebildete Stellen oder eingesetzte Vierungen vorkommen, werden zurückgewiesen.

Die Stufen zu dem Piedestal sind aus demselben Material wie das letztere und zwar feingestockt, herzustellen.

4.
Dem Herrn Ackermann liegt ob, den Transport des Materials bis zur Baustelle und die Aufstellung des Piedestal aus eigenen Kosten zu besorgen. Auch hat Herr Ackermann für alle Schäden, welche etwa bei dem Transport von Weißenstadt hierher oder bei dem Aufstellen des Piedestals an dem Material vorkommen, zu haften und hat anstatt der beschädigten Steine gute Steine in vertragsmäßiger Beschaffenheit zu liefern. [...]

5.
Für die Ausführung des übernommenen Werkes mit Einschluß des Transportes und der Aufstellung erhält Herr Ackermann, Alles in Allem, die Summe von 4150 ft. [...].

6.[br] Herr Ackermann verpflichtet sich, das Piedestal bis zum 12. Juli 1864 in allen seinen Theilen vollendet zu liefern und bis spätestens Ende Juli 1864 fertig aufzustellen. Für den Nichteinhaltungsfall unterwirft sich Herr Ackermann einer an das Comité einzuzahlenden Conventionalstrafe von 2000 fl.[...].

[...]

So geschehen und gegeben
Coburg, den 19. November 1863
Das Comité für das Albert-Denkmal
Oberländer

Weißenstadt, am 10. Dezember 1863
Erhard Ackermann
Mauer und Steinmetzmeister



1 / 6
Mittelstück und Bekrönungsgesims
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Gestein des Sockels (Redwitzit/Seußen)
3 / 6
Detail des Sockelgesteins
4 / 6
Das Denkmal für Prinz Albert
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Die von William Theed geschaffene Statue
6 / 6
Seußen-Syenit (Redwitzit, Evangelische Kirche Seußen)


Alle Bilder © Andreas Peterek

Objekt:
Prinz Albert-Denkmal Coburg (Sockel)

Lage:
Markt
96450 Coburg
GPS: 50.258312, 10.964624

Entstehungszeit:
1863/64
Einweihung: 26. August 1865

Baustil:
Sockel mit Stufen

Gestein/e:
Redwitzit / Seußen

Gesteinsart: Syenit

Alter / Lithologie: Oberkarbon (ca. 325 Mio. Jahre)

Herkunft: Seußen

Abbau: eingestellt

Literatur:

HECHT, L. (1998): Granitoide des Fichtelgebirges (NE-Bayern): Magmengenese und hydrothermale Alteration (Exkursion J am 18. April 1998).– Jber. Mitt. Oberrhein. geol. Ver., N.F., 80: 223–250.

DEYLE, U. (1988): Erh. Ackermann - Maurer und Steinmetzmeister Weißenstadt.- Weißenstädter Hefte, Sonderheft 2, 130 S., Weißenstadt (Arbeitsgemeinschaft Heimatkunde der Volkshochschule Weißenstadt).


Zum Weiterlesen

Lesen Sie hier die Berichterstattung von der Eröffnung in der Coburger Zeitung vom 27. August 1865.

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